Es war Mitte Juli im Sommer 2007, als ich mit meinem gerade etwas über 15 Jahre alten Sohn zur Besteigung des höchsten Berg Österreichs, dem Großglockner (3.798 m), aufbrach. Die Wettervorhersage sagte stabiles Schönwetter an und wir fuhren nach Kals am Großglockner in Osttirol, wo wir uns am Nachmittag am Parkplatz beim Lucknerhaus (1.918 m), dem Ausgangspunkt der meisten Großglocknerbesteigungen, mit unserem Bergführer trafen.
Der noch für diesen Tag geplante Aufstieg zur Stüdlhütte (2.802 m) ging zügig voran, führte uns vorbei an der Lucknerhütte und nach gut 2:00 h erreichten wir unser vorreserviertes Nachtquartier auf der Stüdlhütte. Hierzu möchte ich unbedingt erwähnen, dass man hier mit wirklich hervorragendem Essen auf 2.802 m verwöhnt wird.
Am nächsten Tag war um ca. 4.45 Uhr Tagwache und nach dem opulenten Frühstück starteten wir um ca. 6.00 Uhr los zu unserer Besteigung. Bis kurz vor dem Einstieg in den Stüdlgrat hatten wir noch eine gemeinsame Aufstiegsspur mit einigen Stüdlgrataspiranten, danach marschierten wir nur noch alleine weiter über den Gletscher, das Teischnitzkees, bis zum tiefsten Punkt einer Firnrinne, der Grögerrinne. Diese weist eine Steilheit bis zu 50° auf, aufgrund dessen wir am Seil gesichert mit Steigeisen aufstiegen und die Seilfixpunkte mittels Eisschrauben bewerkstelligten. Nach dem anstrengenden und doch recht kalten Anstieg (noch ohne Sonne) durch die Rinne, die Sicherungen erfordern immer wieder Stehzeit, folgte noch ein kurzes Stück durch grobes Blockwerk, bis wir den ausgesetzten Firnsattel, die Grögerschneid auf ca. 3.660 m erreichten.
Nach deren ausgesetzter Überquerung folgte nun der direkt vom Großglockner herunterziehende Nordwestgrat, den wir in klassischer Kletterei durchstiegen, und uns zur Freude auch einige schöne Kletterstellen geboten wurden. So erreichen wir um fast exakt 12:00 Uhr den Gipfel des Großglockners in 3.798 m Höhe, den höchsten Punkt Österreichs, wo wir nun bei herrlichem Sonnenschein den grandiosen Rundblick genossen.
Der Abstieg über den „Normalaufstieg“ führte uns dann in einfacher Kletterei hinunter in die berühmte Glocknerscharte, einen sehr schmalen ausgesetzten Grat mit atemberaubenden Tiefblicken, links in die Pallavicinirinne und rechts in die Südrinne. Den Balanceakt, den die Ausweichmanöver durch den hier obligatorischen Gegenverkehr forderten, konnten wir mit relativer Leichtigkeit meistern.
Danach folgte die exponierte Überschreitung des Kleinglockners. Über eine versicherte Kette gelangt man einige Höhenmeter den schmalen Grat hinauf auf den 3.770 m hohen Kleinglockner. Weiter in gesicherter Kletterei (vorhandene Stangen zum Sichern) den Ostgrat hinunter, bis man auf der Schulter unterhalb des Kleinglockners steht.
Dort beginnt der Abstieg über einen 40° steilen Firn- oder Eishang, das Glocknerleitl, das bei Vereisung eine sehr gefährliche Passage darstellt, und erreichen so die Adlersruhe (Erzherzog-Johann-Hütte) - in 3.454 m Seehöhe gelegen und damit die höchstgelegene Schutzhütte Österreichs.
Über einen mäßig schwierigen Klettersteig, der an den ausgesetzten Passagen mit Drahtseilen versichert ist, erreichen wir den Gletscher, das Ködnitzkees. Infolge überqueren wir zunächst das nordöstliche Gletscherbecken und dann in einem weiten Linksbogen den flachen Gletscher. Das nun erreichte Schotterfeld führt uns nach ca. 3,5 h wieder zurück zur Stüdlhütte, wo wir uns zur Belohnung noch ein kühles Blondes und einen guten Kaiserschmarrn munden ließen.
Abschließend erfolgte der Abstieg zu unserem Ausgangspunkt beim Lucknerhaus und fuhren hinunter nach Kals, wo wir die Nacht verbrachten. Ich glaube sagen zu können, dass uns diese Tour auf den höchsten Punkt Österreichs sicherlich immer in schöner Erinnerung bleiben wird.
Noch einige Worte zum Gipfelkreuz
Der österreichische Alpenklub sicherte sich 1879 den Grund zur Errichtung eines neuen Kreuzes. Dieses wurde anlässlich des 25-jährigen Ehejubiläums Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth gewidmet. Am 2. Oktober 1880 wurde das 3 m hohe und 300 kg schwere eiserne Kaiserkreuz von Kalser Bergführern am Gipfel aufgestellt. Zum 200-jährigen Jubiläum der Erstbesteigung wurde das Kreuz mit einem Hubschrauber ins Tal geflogen und restauriert. Im August 2010 wurde das Kreuz vermutlich durch Blitzschlag aus seiner Verankerung gerissen und drohte abzustürzen, sodass es in einer aufwendigen Aktion neu fixiert werden musste.
Alle Fotos unter: https://www.facebook.com/notes/bernhard-karnthaler/gemeinderat-ing-franz-splitek-gro%C3%9Fglockner-besteigung-%C3%BCber-nw-grat/3452366014790435/